Eine sprachliche Trennlinie im Glücksspiel: Virtuelle Automatenspiele vs. Online-Casinos
Seit der Einführung des deutschen Glücksspielstaatsvertrags im Jahr 2021 erlebt die Welt der virtuellen Automatenspiele eine bedeutsame sprachliche Veränderung. Anbieter dieser Spiele dürfen nun die Begriffe „Casino“ oder „Online-Casino“ nicht mehr in Verbindung mit ihren Angeboten verwenden. Diese Maßnahme zielt darauf ab, eine klare Unterscheidung zwischen virtuellen Automatenspielen, also den digitalen Spielautomaten, und den Online-Casinotischspielen wie Roulette und Blackjack zu schaffen.
Was versteht man unter virtuellen Automatenspielen und Online-Casinotischspielen?
Virtuelle Automatenspiele, auch bekannt als „Online Slots“, sind digitale Versionen der klassischen Spielautomaten, bekannt für ihre drehenden Walzen. Im Gegensatz dazu werden Online-Casinotischspiele auf Glücksspiel-Webseiten angeboten und umfassen Spiele, die traditionell in physischen Casinos gespielt werden, wie Blackjack und Roulette.
Warum die Unterscheidung?
Der Gesetzgeber begründet diese sprachliche Trennung mit einer höheren Manipulationsgefahr bei Tischspielen, die von den Veranstaltern von Online-Casinotischspielen ausgeht. Das Verbot des Begriffs „Casino“ bei virtuellen Automatenspielen soll daher zur besseren Unterscheidung und zum Schutz der Spieler beitragen.
Realität vs. Recht: Die Herausforderung der Sprachgewohnheiten
Trotz der gesetzlichen Regelungen bleibt die Tatsache bestehen, dass die Bezeichnung „Casino“ tief in der Sprache der Nutzer verwurzelt ist. Die Suche im Internet spiegelt dies wider: „Online Casino“ wird monatlich rund 90.000 Mal gesucht, während für „virtuelle Automatenspiele“ kaum Suchanfragen existieren. Dies wirft die Frage auf, ob der Begriff „virtuelles Automatenspiel“ in der Alltagssprache überhaupt Fuß fassen kann, oder ob er lediglich in der Bürokratie und in einigen Medien auftaucht.
Auswirkungen auf Anbieter und Wettbewerb
Für lizenzierte Anbieter virtueller Automatenspiele in Deutschland bedeutet das Verbot eine Umstellung ihres Marketings und eventuell ihres Markenauftritts. Sie müssen nun Begriffe wie „Online-Slots“ oder „Online-Spielothek“ verwenden. Dies stellt einen Wettbewerbsnachteil dar, insbesondere gegenüber illegalen Anbietern im Ausland, die weiterhin den Begriff „Online-Casino“ nutzen und dadurch eine höhere Sichtbarkeit in Suchmaschinen genießen.
Langfristige Konsequenzen und die Rolle der Medien
Das Verbot könnte langfristig dazu führen, dass legale Anbieter weniger Reichweite erzielen und die steuerpflichtigen Gewinne in Deutschland sinken, während gleichzeitig die Einsätze bei illegalen Anbietern zunehmen. Zudem steht die Wirksamkeit des Spielerschutzes, ein Hauptziel des Glücksspielstaatsvertrags, in Frage. Die Medien spielen eine entscheidende Rolle in der Verbreitung und Akzeptanz des Begriffs „virtuelles Automatenspiel“, doch es könnte Jahre dauern, bis dieser die Popularität von „Online-Casino“ übertrifft.
Fazit: Ein sprachlicher Kampf gegen etablierte Gewohnheiten
Der Versuch, die Verwendung des Wortes „Casino“ im Zusammenhang mit virtuellen Automatenspielen zu unterbinden, stellt eine bedeutende Herausforderung dar. Er spiegelt den Konflikt zwischen gesetzgeberischer Intention und der Realität des Sprachgebrauchs wider. Es bleibt abzuwarten, ob und wie sich der Begriff „virtuelles Automatenspiel“ in der Umgangssprache etablieren wird und welche Auswirkungen dies auf die Glücksspielbranche in Deutschland haben wird.